Ein Rückblick
Die 35. Filmtage bayerischer Schulen sind am Sonntag Mittag mit opulenten Preisverleihungen zu Ende gegangen.
Zur Freude der Veranstalter hat der Gerbrunner Film "Das Tier" beim Publikum den größten Zuspruch überhaupt erhalten, eine Persiflage auf den Wissenschafts- und Entdeckerkult, der großes Vergnügen bei den Zuschauern ausgelöst hat.
Die Jury aus Lehrern und Schülern aus Freising und Würzburg sowie Kennern der Szene hat ein Füllhorn von Auszeichnungen ausgeschüttet. Von den 34 Filmen, die in den Wettbewerb von einer Vorjury für Gerbrunn eingeladen worden waren, haben 18 eine spezielle Auszeichnung erhalten. Die vorgeführten Filme hatten ja als erste Hürde schon durch ihre Einladung eine Honorierung erfahren und eine Urkunde erhalten.
Alle Filme waren zusammen mit ihren Machern, Schülern wie Lehrern, für dieses Wochenende nach Gerbrunn eingeladen worden und stellten sich nach der Vorführung der Auseinandersetzung mit den Zuschauern. Manche der Gruppen waren schon häufiger zu Gast, und sie lobten dieses Jahr die besonders angenehme, entspannte Atmosphäre, die lockeren Gespräche am Rande der Vorführung, den Austausch zwischen den Gruppen - die Gastgeber, insbesondere der stets souveräne und gelassene Organisator der Eichendorffschule, Thomas Schulz, hörten es mit Wohlgefallen.
Besondere Höhepunkte waren am Freitag der Empfang, diesmal mit vielen prominenten Gästen, wobei die Begrüßung durch einen Vertreter des Kultusminiseriums, Herrn MR Weidenhiller, mit besonderer Befriedigung quittiert wurde. Aber auch Schulleiter der verschiedenen Schulformen nahmen die Einladung wahr und konnten sich von der ungewöhnlich großen Resonanz bei den produzierenden Gruppen ein sicher beeindruckens Bild machen.
Der Samstag Nachmittag wurde zu Workshops genutzt, in denen sich die Filmemacher zusätzliche Informationen und Kenntnisse lustvoll erwerben konnten. Die größte sichtbare Wirkung hatte der Workshop, in dem das Schminken von Unfallopfern geübt wurde - die Opfer erschreckten noch stundenlang danach mit ihren schauerlichen bluttriefenden Wunden...
Ein besonderer Höhepunkt gelang am Samstag Abend dem "special guest" Christian Stahl mit seinem Film "Gangsterläufer". Nicht nur der Film selbst, eine Art Dokumentation über einen Schüler aus Berlin, eine Langzeitstudie auf der Basis von 6 Jahren einfühlsamer Beobachtung. Sie zeigt die Entwicklung eines nominellen Libanesen, der tatsächlicher Deutscher mit libanesischm Pass ist und in eine kriminelle Karriere gerutscht ist, der wegen seiner Eltern als Libanese gilt. Die Familie wird geduldet, da sie nicht abgeschoben werden kann, darf aber seit vielen Jahren keiner Arbeit nachgehen. Der Regisseur, der seit Jahren sich in diese Familie eingelebt hat, verfolgt ihr Schicksal voller Ingrimm. Am Ende der mitreißenden Diskussion hielt er ein leidenschaftliches berührendes Plädoyer für diese Menschen, gegen unsere wahrhaftig wenig humane Behandlung dieser Menschen durch unsere Behörden und Gesetze.
Das ging allen sehr unter die Haut und dürfte vielen künftig einen anderen Blick nahelegen.
Alle Gäste in Gerbrunn konnten nicht nur sehen, wie man in einer Schule geordnet (freiwillig!) und doch anders leben kann.
Und wenn sie einen Preis errungen habe, sind sie noch darüber hinaus beschenkt.
Die Preisträger dürfen sich besonders ermutigt sehen, damit sie im nächsten Jahr sich wieder hier einfinden können. Nicht wenigen sah man am Blitzen ihrer Augen an, daß sie das reizen wird.
//Berthold Kremmler/